Die Bauernlobby kämpft gegen den Naturschutz und bringt damit unsere Selbstversorgung mit Lebensmitteln in Gefahr. Gleichzeitig verschwenden wir Tausende Hektaren Ackerland für Food Waste und Futtermittel.
Die Biodiversität nimmt im Kanton Zürich rasch und stark ab. Um diesen Verlust zu stoppen, braucht es dringend mehr Flächen für die Natur. Idealerweise werden solche Biodiversitätsflächen dort angelegt, wo die Voraussetzungen für eine hohe natürliche Vielfalt am besten sind. Beste Voraussetzungen bieten unter anderem ehemalige Moorflächen, die drainiert wurden, die aber immer noch viel Moorerde (Torf) enthalten und mit der Zeit natürlicherweise wieder vernässen. 0.9% der Ackerflächen hat der Kanton bezeichnet, die er wieder zu Mooren regenerieren will.
Dagegen wehrt sich eine durch den Zürcher Bauernverband unterstützte Interessengemeinschaft. Ausgeblendet wird dabei, dass solche aufgewerteten Biodiversitätsflächen Teil unserer Lebensgrundlage und damit zwingend notwendig für eine erfolgreiche Landwirtschaft sind. Ebenfalls wird verleugnet, dass Tausende Hektaren Ackerland verschwendet werden.
Wir verschwenden massiv Ackerland
Heute werden im Kanton Zürich 35’000 ha Land ackerbaulich genutzt. Die darauf produzierte Nahrung verschwenden wir aber zu einem Drittel als Food Waste; also Nahrung, die es nie bis zum Mund schafft. Das sind 11‘500 ha Ackerland, die sinnlos geopfert werden. Dazu kommt, dass wir auf 13’500 ha Ackerland Tierfutter statt direkt Lebensmittel für Menschen produzieren. Das trägt einerseits zum übermässigen Tierbestand in der Schweiz mit seinen unerwünschten Folgen auf die Umwelt bei (hoher Stickstoff- und Treibhausgasausstoss). Anderseits fehlt die Fläche für die direkte menschliche Ernährung mit pflanzlichen Produkten, die rund zehnmal effizienter ist als der Umweg via Fleischproduktion.
Insgesamt verschwenden wir also deutlich mehr als die Hälfte des Ackerlandes für Food Waste und ineffiziente Produktion. Die umgerechnet gegen 20‘000 ha verschwendeten Ackerlandes sind die ganz grossen Reserven für unsere Ernährung. Im Vergleich dazu wirken die 400 ha für Moorregenerationen reservierten Flächen schon von der Zahl lächerlich klein. Zumal diese 400 ha zur Bewältigung sowohl der Klima- als auch der Biodiversitätskrise einen wesentlichen Beitrag leisten.
Helfer in der Klima- und Biodiversitätskrise
So entziehen intakte Moore der Umwelt pro Hektare jährlich grosse Mengen an Kohlendioxid (CO2) und speichern es im Boden. Weil CO2 das wichtigste klimaaktive Gas ist, tragen Moore damit wesentlich zur Bewältigung der Klimakrise bei. Zudem lebt in der Schweiz etwa ein Viertel der bedrohten Pflanzen in Mooren, obwohl Moore heute nur noch einen verschwindend kleinen Teil der Landwirtschaftsfläche ausmachen. Moore sind also Hotspots der Biodiversität und damit genauso überlebenswichtig wie Flächen für die Nahrungsmittelproduktion.
Medienmitteilung vom 25.1.2023
Danke für diesen Beitrag. Ich unterstütze das Bestreben vollumfänglich, drainierte Moorflächen wieder zu vernässen, sofern noch ein Teil des Torfhorizontes vorhanden ist. Bezüglich Klimawirkung müsste allerdings die Argumentation so formuliert sein: Bei entwässerten Mooren kommt die Torfschicht mit Luft in Kontakt und wird so unter Freisetzung riesiger Mengen von CO2 abgebaut. Eine Wiedervernässung stoppt diesen Prozess und hält das CO2 im Boden. Im besten Fall wächst der Torfhorizont und bindet dann zusätzlich CO2.
Die Fakten zu Foodwaste und zur Nutzung von Ackerland für die Produktion von Tierfutter sind zwar richtig, aber hier im falschen Kontext. So lange wie die Konsumierenden ihre Gewohnheiten nicht ändern, werden sowohl Foodwaste als auch Fleischkonsum hoch bleiben. Jede Reduktion der Produktionsfläche für Nahrungsmittel in der Schweiz führt zu Minderproduktion, zu mehr Import und somit zur Verlagerung negativer Effekt ins Ausland (was ja insbesondere bezüglich Klimawirkung auch keine Lösung ist). Wir brauchen also Kampagnen gegen Foodwaste und übermässigen Fleischkonsum! Zielpublikum sind aber nicht die Bauern, sondern die Konsumierenden.
Vielen Dank für den klärenden Kommentar. Ihre Ausführungen bzgl. Klimawirkung sind natürlich korrekt; in den Hintergrundinformationen (vgl. oben) ist das entsprechend erläutert.
Und ja, einverstanden, der einzelne Landwirt kann wenig gegen Foodwaste oder Reduktion von übermässigem Fleischkonsum tun. Die Bauernlobby hingegen (und diese ist hier angesprochen) würde an Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn sie mit dem Argument der Ernährungssicherheit nicht die (wenigen) Ökoflächen angreifen würde, sondern sich stark machen würde gegen Foodwaste. Und wenn sie insbesondere einen konstruktiven Dialog über eine Reduktion der Nutztierbestände eröffnen würde. Davon sind wir leider weit entfernt.